Wiesloch – Bürgerschaft wie Verwaltung – hat in den letzten Jahrzehnten vielfältige Erfahrungen mit Einwanderung gemacht. Das begann mit der oft für beide Seiten schwierigen Aufnahme von ca. 2000 Flüchtlingen und Heimatvertriebenen nach dem 2. Weltkrieg. Innerhalb weniger Jahre stellte diese Gruppe rund ein Fünftel der Bevölkerung. Eine ganz andere Art von Einwanderung stellte seit Ende der Fünfziger Jahre die Gruppe der „Gastarbeiter“ dar, die ausländischen Arbeitnehmer, von denen sich auch in unserer Stadt etliche auf Dauer niedergelassen haben. Viele haben inzwischen längst die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Auch die Spätaussiedler, die vor allem in den neunziger Jahren nach dem Zusammenbruch des Kommunismus aus den Ländern der früheren Sowjetunion und Osteuropa gekommen sind, müssen besonders betrachtet werden. Dazu kommen die großen Gruppen der in den Achtziger Jahren aus dem Iran Flüchtenden und die Flüchtlinge der Balkankriege in den Neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts, auch wenn hiervon nur wenige auf Dauer in unserer Stadt geblieben sind. Die Frage, wie wir sie integrieren, stellte sich immer – auch wenn der Begriff „Integration“ dafür früher gar nicht benutzt wurde. Und natürlich stellt sich diese Frage auch in der aktuellen Situation, in der rund 550 Flüchtlinge in Wiesloch leben. Das Bewusstsein für die lokale und regionale Geschichte kann in diesem Zusammenhang gefördert werden, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Perioden bzw. Einwanderergruppen der letzten Jahrzehnte werden zu erkennen sein. Die Frage, die mich persönlich bei diesem Thema besonders interessiert: Können wir aus den Erfolgen und Misserfolgen der Vergangenheit bei der Integration von Menschen aus anderen Kulturkreisen etwas lernen, das uns bei der Bewältigung der aktuellen Aufgaben hilft?

Ich wünsche der Veranstaltungsreihe „Wieslocher Migrationsgeschichte/n“ viele interessierte Besucherinnen und Besucher!