Als im vergangenen Jahr eine große Anzahl von Flüchtenden auch nach Wiesloch kam, löste das starke Gefühle bei vielen Wieslochern aus: Da war das Mitgefühl, der große Wunsch zu helfen, auf der einen Seite, aber auch Angst und Abwehr, ja Wut auf der anderen Seite. Viele Gespräche polarisierten sich, wurden gar abgebrochen. Meine eigene Ratlosigkeit darüber ist eine der Wurzeln dieser Veranstaltungsreihe. Wie überall in Deutschland kommt es auch in einer kleinen Stadt wie Wiesloch darauf an, im Dialog zu bleiben. Das macht für mich – seit 28 Jahren Bürger der Stadt – übrigens gerade den Reiz aus, hier zu leben: dass das hier meistens möglich ist.
Ziel der „Wieslocher Migrationsgeschichte/n“ ist nun, sich der verschiedenen, mehr oder weniger gelungenen „Integrationen“ unserer Stadtgeschichte bewusst zu werden. Wir können uns dabei befragen: Experten und Zeitzeugen helfen uns zu verstehen. Vielleicht gehen Sie mit neuen Fragen nach Hause – das wäre in meinen Augen ein Gewinn. Und natürlich gilt das auch für auswärtige Besucher der Veranstaltungen: Vieles, was vorgetragen und besprochen wird, hat allgemeine Bedeutung, über Wiesloch hinaus.
Was wir nicht leisten können, ist zweierlei: Zum einen, uns mit den gehäuften Katastrophen dieses Jahres 2016 gründlich genug zu befassen, und zum anderen, die individuellen Vorgeschichten von Einwanderung kennenzulernen. Wir beginnen gewissermaßen immer bei der Ankunft in Wiesloch. Kommt Ihnen das Ganze ein wenig zu ernst vor? Einverstanden: Es ist eine wichtige, ernste Frage für uns und die nächsten Generationen. Ich freue mich daher, dass wir auch junge Leute zur Mitgestaltung gewinnen konnten. Aber es wird auch Heiteres geben: zum Beispiel bei den beiden Komödien im Rahmen unserer Filmreihe und bei einzelnen Veranstaltungen etwa in Form unterhaltsam-informativer Kurzfilme. Lassen Sie sich überraschen!